Es ist ein lauer Sommerabend des Jahres 2026. Die Liefer-App »PizzaHubi« teilt mir mit, dass meine Bestellung eingetroffen ist. Ich öffne die Haustür und der Mini-Kopter samt
thermoreguliertem Flightcase mit den Pizzas schwebt leise brummend in’s Haus. »PizzaHubi« bedient sich der Zahlweise »PayPupille«, weshalb ein grüner Laserscanner für einen Moment lang mein linkes Auge blendet. Das ist bequem und fälschungssicher, also megacool und voll im Trend.
Aber »PayPupille« hat noch mehr Vorteile. Meine Krankenkasse ist mit diesem Dienst vernetzt und wenn mein Cholesterin zu hoch ist, nimmt die kleine Drohne die Fettfladen gleich wieder mit. Diesmal lässt sie sie da, so dass mir ein Stein vom Herzen fällt.
Direkt nach dem Scan stürmt mein Sohn die Treppe herunter und teilt mir freudestrahlend mit, dass die Dauereinblendung unserer Stadtverwaltung »Sie haben ihr Verwarnungsgeld noch nicht bezahlt« auf unserem Flachbildschirm endlich verschwunden sei. Diese Zwangsvollstreckung via »PayPupille« ist zwar etwas ärgerlich, gleichzeitig beeindruckt mich aber die neue kommunale Schlagkraft. Deshalb - Schwamm drüber.
Meine Gattin ist auch beeindruckt. Während meines Augenscans hat ihre Spionage-App »Trottelwatch« ihr ein Verhör bezüglich meiner reichlichen SMS an eine gewisse Sonja
empfohlen. Das liegt daran, dass dem PayPupille-Konzern auch unser kostenfreier Telefondienst »Für-lau-phone« gehört. Der wiederum finanziert sich über einige ausgesprochen erfolgreiche Schnüffelprogramme wie »Trottelwatch« oder die von eifersüchtigen Herren bevorzugte »I-schnapp-You«-App. Was soll’s. Meine Alibi-App »Lügenbaron« hat mir sofort die passende Ausrede, basierend auf meinen Freizeitgewohnheiten, geliefert. Die App ist eine kostenlose Service-Leistung des Inkasso-Programms »OutQuetsch« für säumige Steuerzahler und gehört dem ins Gigantische expandierenden libanesischen »Machmannplatt-Clan«. Es macht eben Sinn, wenn man konsequent seine intimsten Vorlieben auf allen Social Media Kanälen postet. Im Übrigen hat sich Sonja schon lange nicht mehr bei mir gemeldet. Ihre Flirt-App »SecretSideSprung« hat für unsere Liaison einen viel zu hohen Risikoscore ermittelt. Wir sind leider zu oft von den Dashcams in unseren Hotelzimmern gefilmt worden. Die Ausrede der »Lügenbaron«-App rettet mir zwar für dieses Mal den Hals, aber ich beschließe, meiner Frau trotzdem etwas zur Versöhnung zu schenken. Hierzu werde ich mich alsbald einer Empfehlung aus der eigens für ertappte Ehemänner konzipierten Konsum-App »Schlamasselman« bedienen. Während ich das Flightcase ausklinke, filmt die Mini-Flugmaschine noch schnell das Interieur unserer Wohnung. Warum auch nicht? »Open-Haus-View«, der Service der Nachbarschaftshilfe und Solidaritätsagentur - kurz NSA - hat mir schließlich einen zehnprozentigen Rabatt auf alle Speisen eingeräumt, wenn ich regelmäßig meine Wohnungseinrichtung, meine Dokumente und meine Wertgegenstände fotografieren lasse.
Als ich den Thermobehälter öffne, stelle ich fest, dass die Pizzas meiner Söhne fehlen. Die Online-Penalty-App »Macweg« des Schulamtes hat wohl zur Strafe wegen mangelhafter mündlicher Beteiligung meiner Jungs im Unterricht die Streichung ihrer mündlichen Beteiligung an dieser Mahlzeit bewirkt. Prompt wird mir dies auch durch die »Brutal-Parents«-App des städtischen Jugendamtes bestätigt. Die »Macweg«-App wurde bei meiner Bestellung aktiviert und das finde ich richtig klasse.
Es hat doch alles seine Ordnung - die eigene Freiheit und Würde muss einem nur total egal sein.
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